„Überwundene Angst bringt Freiheit und Verantwortung“ – Stefanie Rösch, 2013

Achtung Gott: Ich befehle Dir, Dich selbst zu lieben!

23.11.2014 Veröffentlicht von Achtung Gott!, Strategien 1 Kommentare

Anfang der Woche durfte ich ein Seminar geben, in dem es um den gesunden Umgang mit Belastungen geht. Wenn man sich mit diesem Thema beschäftigt, kommt man schnell zum Thema Resilienz und von dort zur Haltung des fundierten Optimismus, die beinhaltet, dass wir unseren Selbstwert unabhängig von der Bewertung anderer machen.

An der Stelle verweise ich gerne auf Artikel 1 des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Als Christin habe ich einen Haufen Stellen in der Bibel, auf die ich verweisen kann, zum Beispiel: 3. Mose 19, 18: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; denn ich bin der HERR; Matthäus 22, 39: Das andere aber ist ihm gleich; Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; Markus 12; 31: Und das andere ist ihm gleich: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“; Lukas 10, 27: Er antwortete und sprach: „Du sollst Gott, deinen HERRN, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten als dich selbst.“; Römer 13, 9: Denn was da gesagt ist: „Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; dich soll nichts gelüsten“, und so ein anderes Gebot mehr ist, das wird in diesen Worten zusammengefasst: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“; Galater 5, 14: Denn alle Gesetze werden in einem Wort erfüllt, in dem: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“

Insofern ist es unser verbrieftes deutsches Grundrecht, uns wertvoll zu fühlen, und unser Auftrag von Gott, dafür zu sorgen, dass wir uns selbst lieben.

Und wie geht das?

Am liebsten würde ich sagen: „Ganz einfach.“ Wie immer ist es so, dass die Technik einfach ist, die Umsetzung anstrengend und die Folgen nicht immer vorhersehbar. Sprich, im Grunde ist der Weg zu einem gesunden, stabilen Selbstwertgefühl gefährlich. Damit will ich Ihnen keine Angst machen, sondern Sie auf die Gefahren vorbereiten. Gefahren sind nur so gefährlich, so ungenügend unsere Vorbereitung ist, auch wenn immer ein Rest Risiko bleibt. Eine Wüste ist nur gefährlich, wenn ich nicht weiß, wo und wie ich Wasser finde oder nicht genügend Wasser mitnehme. Die Fahrt über einen Ozean ist nur so gefährlich wie ich die Routen nicht kenne, die passende Jahreszeit für die Reise, die Größe und Ausstattung des Schiffes, das ich nehme, die Güte meines Kompasses oder die Erfahrung meines Kapitäns. Das Restrisiko gehört zum Leben dazu. Aber ich kann mich auf eine Reise vorbereiten.

Wenn ich weiß, dass Gott mir den Auftrag für die Reise gegeben hat, dann weiß ich auch, dass er mir die beste Vorbereitung ebenfalls mitgibt, den besten Kapitän, die richtige Jahreszeit, ausreichend Nahrung und Wasser. Wenn es nun an der Zeit ist, die Reise zu unternehmen, dann ist es der richtige Zeitpunkt. Trotzdem kann meine Angst so groß sein, dass ich die Reise nicht oder noch nicht antreten kann. Vielleicht ist es erst einmal nötig, mich davon zu überzeugen, dass die Bedingungen optimal sind und Gott es gut mit mir meint.

Die Gefahr darin, dass Sie gut über sich selbst denken lernen, liegt darin, dass es einigen Menschen in Ihrer Umgebung nicht gefällt und dass diese Menschen dann versuchen, Sie davon zu überzeugen, dass Sie nicht wertvoll sind. Das geschieht mit Vorwürfen, Schuldzuweisungen, direkten und indirekten Abwertungen, Liebesentzug und im Extremfall sogar mit Gewalt.

Lassen Sie sich nicht aufhalten! Suchen Sie sich Unterstützung bei Menschen, die es wunderbar finden, dass Sie sich selbst lieben lernen wollen! Es gibt mehr davon als Sie denken. Halten Sie die Augen auf!

Wie geht das mit dem Sich-Selbst-Lieben?

Vielleicht bedarf es zuerst, dass Sie mit dem Gebot Gottes arbeiten. „Du sollst Dich selbst lieben.“ Das ist die Voraussetzung dafür, auch andere lieben zu können, wenn man sich das ganze Gebot anschaut: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst.“ Wenn ich das verinnerlicht habe, kann ich zur nächsten Stufe übergehen.

Das gleiche kann ich natürlich auch mit Artikel 1 des Grundgesetzes machen: „Ich habe ein verbrieftes Recht auf meine Würde.“

Stufe 2 bedeutet, mit dem Satz „Ich liebe und akzeptiere mich so wie ich gerade bin“ (oder einem vergleichbaren Satz) zu arbeiten. Üben bedeutet, den Satz immer wieder zu lesen oder damit zu meditieren, zum Beispiel, indem ich beim Einatmen denke „Ich liebe und akzeptiere mich“ und beim Ausatmen „so wie ich jetzt gerade bin.“ Oder den Satz täglich 10 Minuten lang zu schreiben und dabei automatisch zu lesen. Täglich über mindestens drei Monate hinweg. Die Schwierigkeit liegt darin, es länger als drei Tage zu üben, da die meisten Menschen erfahrungsgemäß schon in der ersten Woche aufgeben. Aber Sie werden das schaffen! Ich glaube fest an Sie!

Das Üben des Satzes wird im Sinne gesunder Gedanken dazu führen, dass es Verbindungen von Nervenzellen gibt, die diese Art zu denken im Gehirn abbilden. Je öfter diese Verbindungen benutzt werden, desto fester sind sie und desto automatischer werden sie benutzt.

Ja, Sie dürfen sich „einreden“, dass Sie liebenswert sind. Es ist gut, das zu tun, weil es bewirken wird, dass Sie anfangen „Beweise“ für diese Aussage zu sehen. Die können Sie auch aktiv suchen und sich aufschreiben, damit Sie sich selbst davon überzeugen können, dass Sie liebenswert sind. Machen Sie eine Liste mit Dingen, die Ihnen zeigen, dass Sie ein liebenswerter Mensch sind. Was sind Dinge, Eigenschaften, Handlungen, die Ihnen zeigen, dass andere Menschen liebenswert sind. Machen Sie das auch? Wie reagieren Menschen auf Sie? Hat Ihnen mal jemand gesagt, dass Sie liebenswert sind?

Am Ende werden Sie es auch fühlen können, wenn Sie am Morgen aufstehen und in den Spiegel schauen und sich selbst sagen: „Ich liebe und akzeptiere mich, so wie ich gerade bin“ und es wird ein wunderbares Lächeln auf Ihr Gesicht zaubern, mit dem Sie in den Tag gehen können.

Lieben und akzeptieren Sie sich, so wie Sie gerade sind!

Die professionelle Liebeserklärung

20.02.2014 Veröffentlicht von Lesestoff, Strategien 0 Kommentare

Neulich habe ich es mal wieder gewagt. Ich habe eine Liebeserklärung ausgesprochen. Naja, so eine Art Liebeserklärung und um genau zu sein, eine professionelle Liebeserklärung.

Kennen Sie nicht auch Menschen, Ihre Kollegen, Ihre Vorgesetzten, andere Menschen, mit denen Sie professionell zu tun haben? Vielleicht aber auch einfach Freunde, gute Bekannte oder die freundliche Bäckersfrau im Supermarkt.

Sagen Sie dem oder derjenigen doch einfach mal, dass Sie sie mögen. Sich über Ihr Lächeln freuen, es super finden, dass sie immer so gutgelaunt ist oder ihren Job gut macht. Oder Sie könnten der Kollegin sagen, dass sie gerne mit ihr zusammen arbeiten, weil sie so zuverlässig ist und Sie sie einfach sympathisch finden.

Besonders Chefs bekommen sowas viel zu selten zu hören. Um ein Lob oder einfach nur eine Sympathiebekundung auszusprechen, muss der andere nicht perfekt sein. Also genau dann, wenn Sie sich über Ihre Vorgesetzten ärgern, ist es eine gute Strategie, nach Verhaltensweisen zu suchen, die man als positiv erlebt und den Chef dafür zu loben. Wer lobt, darf auch mal eine Kritik anbringen. Wer lobt trägt dazu bei, dass das gelobte Verhalten öfter eingesetzt werden kann. Ausprobieren und beobachten, was geschieht. Nicht von heute auf morgen, aber von Heute auf in 6 Monaten. Dran bleiben ist gefragt und es immer wieder tun.

Ich habe in den letzten Wochen noch einmal bewusst herausgefunden, dass ich Menschen attraktiv finde, die tun, was sie gerne tun, die authentisch sind. Es gibt für mich nichts Anziehenderes als Menschen, die Freude haben, an dem, was Sie tun.

Der schwierige Schritt auch für mich ist, dass ich nicht will, dass meine Sympathieerklärung, meine Begeisterung für den anderen missverstanden wird. Puh, aber das Risiko gehe ich dann einfach immer mal wieder ein, weil ich darauf hoffe, dass meine Begeisterung es schon richtig formulieren wird. Und wenn nicht? Dann lässt sich das alles mit ein paar klaren Worten klären.

Es ist viele Versuche wert, meinem Gegenüber hin und wieder zu sagen, was ich an ihm oder ihr schätze, was ich bewundere, was ich anziehend finde, sympathisch, liebenswert, begeisternd.

Was auch immer mich am anderen begeistert und warum ich ihn oder sie sympathisch finde – ich spreche es immer mal wieder aus. Und Sie?

Grundbedürfnisse, Teil 2: Liebe und Bindung

07.11.2013 Veröffentlicht von Erklärungsmodelle, Strategien 0 Kommentare

Da psychische Grundbedürfnisse wie körperliche Grundbedürfnisse funktionieren, ist der Kreislauf grundsätzlich der gleiche. Jedoch die Folgen sind andere.

Klicken Sie auf das Bild, um es zu vergrößern.

Der Spannungszustand hinsichtlich des Grundbedürfnisses Bindung/Liebe entsteht, wenn wir über eine gewisse Zeit keine Rückmeldung darüber haben, dass wir geliebt werden und zu einer Familie oder einer Gruppe von Menschen dazugehören, die uns lieben. Dann fühlen wir uns zunehmend „ungeliebt“ (Mangelzustand).

Für einen Säugling kann dies sogar zu einem lebensbedrohlichen und tödlichen Mangel werden. Es gibt Beobachtungen, dass Säuglinge, obwohl sie gefüttert und gewickelt werden, sterben, wenn sie keine emotionale Zuwendung bekommen.

Die Frage ist nun, wie Ihre Bewältigungsstrategien aussehen, was Sie gelernt haben, um diese Spannung wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Wissen Sie, was Sie tun, um Sich geliebt zu fühlen? Was Sie brauchen, um Sich geliebt zu fühlen?

Was haben Sie gelernt? Wie war das in Ihrer Familie? Haben Sie gesagt bekommen, dass Sie geliebt werden? War es spürbar, dass Sie geliebt werden? Wurden Sie in den Arm genommen? Hatte jemand Zeit für Sie? Hat Ihnen jemand geholfen, als Sie Hilfe brauchten? Bekamen Sie kleine Herzensgeschenke? Wurden Sie gelobt und bekamen Anerkennung selbst für Kleinigkeiten?

Gary Chapman hat das Konzept der 5 Sprachen der Liebe entwickelt. Demnach haben wir alle eine Muttersprache der Liebe. Die fünf Muttersprachen, die es gibt, nennt er:

  • Lob und Anerkennung
  • Zeitgeschenke / Zweisamkeit
  • Geschenke, die von Herzen kommen
  • Hilfsbereitschaft
  • Zärtlichkeit / Körperkontakt

Spricht jemand Ihre Muttersprache der Liebe, dann fühlen Sie Sich geliebt. Wissen Sie, welche Liebessprache Ihre ist? Falls nicht, können Sie auf dieser Seite einen kostenlosen Test machen, welches Ihre Liebessprache ist. Es gibt auch eine Version für Singles.

Finden Sie heraus, was Ihre Liebessprache ist. Aber wichtiger noch, finden Sie heraus, welche Liebessprachen die Menschen in Ihrem Umfeld sprechen. Sie können dann jeden auf dieser Ebene ansprechen und ihm oder ihr das Gefühl geben, geliebt zu werden. Das ist ein Anfang: Liebe schenken.

Wenn Sie Sich geliebt fühlen, ist dadurch das innere Gleichgewicht hergestellt.

Das Gute an diesem Bedürfnis ist, dass wir uns so eine Art Liebes-Fettpolster oder Liebes-Winterspeck zulegen können. Dr. Chapman nennt es unseren Liebestank. Die Vorstellung dahinter ist, dass Sie wie bei anderen Bedürfnissen auch, eine Weile ohne Liebesbekundungen von außen auskommen können, weil Sie durch das Immer-wieder-Auffüllen Ihres Liebestanks vor allem in der Kindheit gelernt haben, dass Sie liebenswert sind.

Auf Dauer jedoch benötigen wir als soziale Wesen die Rückmeldung von anderen.

In einer Zeit des Wartens, also wenn Sie auf Ihren Liebes-Winterspeck angewiesen sind, können Sie das Gefühl, liebenswert zu sein, aufrechterhalten, indem Sie Dinge unternehmen, die Ausdruck Ihrer Selbstliebe sind.

Je nach Liebesmuttersprache können das unterschiedliche Maßnahmen sein.

  • Lob und Anerkennung: Loben Sie sich laut selbst. „Gut gemacht!“, gönnen Sie Sich eine Belohnung.
  • Zeitgeschenke/Zweisamkeit: Schenken Sie Sich eine Beratung, eine Psychotherapie, suchen Sie Sich Leute, mit denen Sie Ihre Freizeit gestalten können, oder gönnen Sie Sich Einzelunterricht in etwas, das Sie schon immer mal lernen wollten.
  • Geschenke, die von Herzen kommen: Erfüllen Sie Sich einen kleinen oder großen Traum, schenken Sie Sich selbst Kleinigkeiten, achten Sie auf die Schönheit am Wegrand.
  • Hilfsbereitschaft: Gönnen Sie Sich Hilfe: fragen Sie jemanden um Unterstützung oder schenken Sie Sich eine Putzhilfe, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben.
  • Zärtlichkeit/Körperkontakt: Gönnen Sie Sich Massagen oder bitten Sie eine Freundin oder einen Freund, Sie in den Arm zu nehmen, oder suchen Sie Sich eine Kuschelgruppe (z.B. Kuschelpartie).

Seien Sie erfinderisch, wie Sie gut zu sich selbst sein können, um Ihre Liebe zu Sich selbst auszudrücken.

Ich würde mich freuen, von ein paar weiteren Ideen zu hören.

Und was passiert, wenn es schief geht? Wenn wir niemanden hatten, der uns das Gefühl gab, geliebt zu sein?

Da es sich um ein überlebensnotwendiges Bedürfnis handelt, entwickeln Kinder ganz unterschiedliche Strategien, um sich ein bisschen geliebt fühlen zu dürfen. Sprechen die Eltern die Liebessprache des Kindes nicht, oder sind einfach aufgrund Abwesenheit oder Unfähigkeit nicht in der Lage, ihrem Kind zu zeigen, dass sie es lieben, dann werden Kinder kreativ.

Eine verbreitete Überlebensstrategie ist es, herauszufinden, was der andere braucht oder will und das gegen „Liebe“ einzutauschen. Kinder machen den Haushalt, Kinder räumen ihr Zimmer auf, Kinder sind immer brav, Kinder trotzen und machen Ärger, Kinder werden aggressiv, Kinder sind gut in der Schule, weil es dafür Zuwendung gibt, Kinder sind für Ihre Eltern da, kümmern sich um deren Bedürfnisse und später dann um nur um die Bedürfnisse von anderen. Mädchen lernen, Sex mit Liebe zu verwechseln. Auch das ist relativ verbreitet. Kinder lernen also, dass sie etwas dafür tun müssen, um geliebt zu werden. Das ist meist anstrengend und selten befriedigend. Am Ende dieser ungünstigen Bewältigungsstrategien können schwerwiegende psychische Störungen wie Depression oder Persönlichkeitsstörungen stehen.

Ideal wäre es, wenn Sie Sich um Ihrer Selbst wegen geliebt fühlen dürften. Wenn Sie so sein dürfen, wie Sie gerade sind und trotzdem von jemandem geliebt werden. So sollte es zwischen Eltern und Kindern sein. Leider haben wir in diesem Land immer noch zu viele verletzte und deswegen unfähige Eltern und damit reichlich Kinder, die sich nicht liebenswert finden.

Umso wichtiger ist es, für sich selbst zu sorgen, sich selbst zu lieben oder zu lernen, sich selbst zu lieben, wenn es sonst schon keiner tut oder getan hat, und sich selbst so zu akzeptieren, wie man gerade ist. Das ist eine Haltung sich selbst gegenüber, die in meiner Arbeit sehr zentral ist. Ein Glaubenssatz, den viele meiner Klienten üben, üben, üben dürfen (siehe auch  Giftige Gedanken), um kindliche Überlebensstrategien mit erwachsene Bewältigungsstrategien ersetzen zu können.

Ich liebe und akzeptiere mich, so wie ich gerade bin.

Weiter bei Grundbedürfnisse 3.

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Hier geht es zur Homepage der 5 Sprachen der Liebe (auf Englisch)
Link zu 5 Sprachen der Liebe auf Wikipedia.
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Hier das Amazon-Partnerlink zum Buch Die fünf Sprachen der Liebe für Kinder: Wie Kinder Liebe ausdrücken und empfangen. Ebenfalls ein tolles Buch mit vielen Ideen und Einsichten.

Das Kleid aus Liebe

23.09.2013 Veröffentlicht von Strategien 0 Kommentare

Was wäre, wenn Sie ein Kleid tragen könnten, dessen Stoff aus purer Liebe wäre? Wie würde sich das anfühlen? Wie würde es aussehen? Was würde es bewirken?

Vielleicht möchten Sie diese Vorstellung einmal ein paar Tage ausprobieren?

Wählen Sie Kleidungsstücke, die Ihren ganzen Körper bedecken. Ein bodenlanges Kleid mit einem Umhang mit Kapuze und einem passenden Paar Schuhe? Oder lieber Jeans und T-Shirt, Sportmütze, Handschuhe und Sneaker? Oder einen Anzug, mit Regenmantel mit Kapuze und Slipper? Oder ein mittelalterliches Gewand mit Haube und Zehenschuhe? Oder was auch immer Ihnen einfällt.

Versuchen Sie sich die Kleidung genau vorzustellen und dann spüren Sie nach, wie es sich anfühlt, dass diese Kleidung aus Liebe ist. Aus purer, warmer, lebendiger, herzlicher, fröhlicher Liebe?

Das wird sich toll anfühlen. Lebendig. Nährend. Sicher. Stark. Liebevoll.

Und wie wäre es, wenn Sie sich so geliebt fühlen könnten? Lebendig. Sicher. Stark.

Was kann sich dann ändern in Ihrem Leben?

Wie wird Ihr Leben dann sein?

Leserfrage: Warum ist die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) eine Krankheit, obwohl es immer heißt, es sei eine normale Reaktion auf eine abnormale Situation? (Teil 4)

15.04.2022 Veröffentlicht von Leserfragen 0 Kommentare

Welche Worte sind für die Beschreibung von psychischen Zuständen hilfreich und welche nicht? Warum die Worte „Krankheit, Makel, Defekt“ anstatt „psychische Störung“? Was ist der Einmal-Immer-Fluch? Darf ich Menschen, die mir nicht guttun aus dem Weg gehen? Natürlich. Ich bitte Sie darum, das zu tun.

All das waren Themen der erste drei Teile.

Es gibt so viele Momente im Alltag eines traumatisierten Menschen, die es noch zusätzlich schwer machen, das Erlebte auf eine gesunde Weise zu bewältigen. Angefangen von sogenannten Fachpersonen, denen das Interesse an ihrem Gegenüber verloren gegangen ist oder die einfach nicht ausreichend wissen, um hilfreich zu sein. Das Wissen um Traumreaktionen, deren Ursprung und ihre Bewältigung steckt an vielen Stellen noch in den Kinderschuhen. Da kann man angesichts von unwissenden Behördenmitarbeitern, Gutachterinnen und auch Therapeuten auch mal verzweifeln. Aber aufgeben ist keine Option!

Hoffnung, dass es besser werden kann, ist zutiefst menschlich.

Solange Sie weitersuchen, können Sie wohlwollende Menschen finden, die Sie so unterstützen wie es Ihnen guttut und Sie weiterbringt. Geben Sie die Suche nach einem Weg zu mehr Lebensfreude nicht auf. Egal wie schlecht Ihre Erfahrungen in der Vergangenheit waren. Denn die Vergangenheit hat mit der Zukunft nichts zu tun. Das ist auch so ein Denkfehler, den unser Sicherheit-und-Gewohnheiten-liebendes Hirn macht. Jeder neue Mensch, dem Sie begegnen ist einzigartig. Egal wie er aussieht oder wie seine Stimme sich anhört. Ihr Gehirn wird Ihnen vielleicht etwas anderes sagen. Aber wenn Sie ehrlich sind, können Sie nicht wissen, wie ein Mensch ist, bevor Sie ihn nicht kennengelernt haben – und zwar ohne ihn schon in eine Schublade zu stecken. So wie niemand gerne in eine Schublade gesteckt wird.

Es braucht willentliche Entscheidungen

Da auch Schubladen zu den psychischen Funktionen gehören, die uns in einer komplexen Welt helfen zu überleben, ist das oft nicht einfach und bedarf einer anstrengenden, willentlichen Entscheidung. Also geben Sie die Hoffnung nicht auf, dass Sie lernen können, wohlwollende von nicht-wohlwollenden Menschen zu unterscheiden und sich nur noch mit wohlmeinenden Menschen zu umgeben. Jeder Mensch kann lernen, sich zu schützen und für die eigenen Sicherheit zu sorgen. Gemeinschaft mit anderen und gesunde Beziehungen sind der beste Schutz. Jeder kann lernen, Beziehungen gesund zu führen.

Heilung ist immer möglich, mit Hoffnung und Durchhaltevermögen. Eine gute Portion Starrköpfigkeit kann da auch helfen.

Aber die PTBS wird als Krankheit angesehen, als Schuld des Betroffenen, weil man die betroffenen Menschen mit Menschen vergleicht, die die entsprechenden Erlebnisse nicht erfahren haben. Und den Menschen, die diese Erfahrung gemacht haben wird gesagt, mit dir stimmt etwas nicht, du reagierst falsch, du fühlst falsch, du bist nicht okay. Und das hört egal wie weit die Forschung kommt einfach nicht auf. Ganz im Gegenteil. Immer wieder sind es gerade auch die Fachleute, die einem das so vorwerfen.

Wenn Ihnen das ein sogenannter Fachmann mit diesen Worten vorwirft, dann gehen Sie woanders hin. Es ist NICHT Ihre Schuld, was Ihnen passiert ist.

Schuld sind Täter. Punkt.

Aber, niemand außer Ihnen kann dafür sorgen, dass es Ihnen gut geht und sie sich wohl fühlen. Das ist sehr wohl Ihre Verantwortung. Das ist die Verantwortung, die für alle Menschen gleich ist, egal, was sie erlebt oder auch nicht erlebt haben. Es ist ungerecht, dass Sie Gewalt erlebt haben. Hat der Staat Sie geschützt? Nein. Er hat versagt. Gibt er Ihnen jetzt die Unterstützung, die Sie bräuchten? Sehr wahrscheinlich nicht. Sind alle Menschen Spinnen? Nein, ganz sicher nicht. Ihre Lebenserfahrungen und die Schlüsse, die sie daraus gezogen haben, kann Ihnen niemand abnehmen. Sie dürfen so leben wie Sie wollen. So wie alle anderen auch. Haben Sie es schwerer als viele anderen? Wahrscheinlich. Können Sie das ändern? Das kann ich natürlich nicht sagen, weil wir uns nicht kennen. Aber als erfahrene Traumatherapeutin habe ich schon viel Wunder gesehen. Deswegen bin ich davon überzeugt, dass Sie gesund werden können. Also alles lernen können, um die überwiegende Zeit zufrieden mit ihrem Leben und frei von Angst zu sein. Ist das leicht? Nein, im Gegenteil.

Aber nur Sie können diesen beschwerlichen Weg gehen.

Suchen Sie sich wohlmeinende Menschen, die mit Ihnen gehen. Davon gibt es mehr als man oft so denkt. Das wünsche ich Ihnen sehr.

Natürlich hoffe ich, dass meine Zeilen auch einen ganz kleinen Beitrag dazu leisten, dass Sie besser verstehen, was es manchmal so schwer macht. Vieles hat mit Sprache zu tun und mit gegenseitigem Interesse und fehlendem Wissen. Aber Sprache kann man lernen, Wissen auch. Und Interesse kann man dem anderem ja auch als Betroffene entgegenbringen und wer weiß, was dann passiert?

Deswegen wünsche ich Ihnen den übernatürlichen Mut, immer wieder neu Menschen kennenzulernen und die Suche nach geeigneten Weggefährtinnen jeden Tag wieder hoffnungsvoll anzugehen. Dazu übermenschliche Kraft und eine gesunde Portion schwarzen Humor.

Ihre Stefanie Rösch

Trauma-Informations-Zentrum

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